Die 5 ersten Weinerlebnisse.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Wein-Aha-Erlebnis ?

"Meinen Sie den Wein, der meine Liebe zu Wein entfacht hat? Da muss ich nicht lange nachdenken: ein Moscato d'Asti. Wenn mein erster Schluck ein kräftiger Tempranillo, ein harter Barolo oder ein leichter und ehrlicher Pinot Noir gewesen wäre, hätte meine Karriere sicher eine ganz andere Richtung genommen. Aber dieser leicht schäumende Moscato mit seiner Süße und Leichtigkeit hat meinen Geschmack enorm beeinflusst."

Welche Assoziationen weckt Ihre erste Sommelier-Weltmeisterschaft ?

"Für mich ist jeder Wettbewerb eine enorme Chance, Neues zu lernen. Es nach einem langen, drei Jahre dauernden Auswahlverfahren ins Finale beim diesjährigen Weltwettbewerb in Paris geschafft zu haben, war eine unglaubliche Erfahrung. Als ich das Video meiner Präsentation anschaute, konnte ich endlich sehen und erkennen, wo ich nachbessern muss: beim Tempo, dem Tonfall meiner Stimme und einigen Details, die mir damals entgangen waren. Nina Jensen und Raimonds Tomson sind großartige Sommeliers, das Wort „inspirierend“ trifft hundertprozentig auf sie zu. Mein Mentor erinnert mich immer wieder daran, dass das Ziel bei der Teilnahme an einem Wettbewerb darin besteht, zu gewinnen. Auch wenn ich mir früher nie vorstellen konnte, auf dem Siegertreppchen zu stehen, ist der Sieg nun eindeutig mein Ziel."

 Ihr erster Moment des Zweifels ?

"Nichts macht uns demütiger als eine Blindverkostung. Sommeliers können im Wettbewerb selbstbewusst wirken, aber die Wahrheit ist: Je mehr ich über Wein lerne, desto stärker wird mir meine Unwissenheit bewusst. So viele Faktoren beeinflussen den Geschmack von Wein. Aber genau darin liegt ja auch die Magie von Wein. Ich habe einen streng geregelten Tagesablauf und widme mich 8-10 Stunden am Tag der Theorie des Weins, meiner Achillesferse. Eine weitere Schwachstelle sind Cocktails und als es beim Wettbewerb zum Weltbesten Sommelier um die Prüfung der Cocktail-Zubereitung ging, bin ich ganz schön ins Schleudern geraten."

Ihr erster - und bester! - Tipp in puncto Wein ?

 “Der Hongkonger Markt für Wein ist sehr dynamisch, zumal die Halbinsel keine Steuern auf Wein erhebt. Hier tummeln sich viele Sammler. Ich berate Restaurants in puncto Wein und als Asiat, der zudem in Japan Wein produziert, empfehle ich dringend, japanische Weine auf Ihre Verkostungsliste zu setzen. Zum Beispiel den Nana-Tsu-Mori der Domaine Takahiko, einen Pinot Noir von der Insel Hokkaido, der mit Chu-Toro-Sushis (fettreichem Thunfisch) serviert wird. Eine wunderbare Kombination. Soll der Geschmack etwas extravaganter und explosiver sein, empfehle ich den Grace Wine, einen Weißwein aus Yamanashi aus der Koshu-Rebe, der mit knusprigen Sakura-Garnelen und Kaviar auf Reispapier ungeahnte geschmackliche Höhen erreicht. Meine Vorliebe gilt allerdings einem ganz besonderen Wein, dem Pino de Bali, dem Wahrzeichen der indonesischen Insel. Dieser komplexe und köstliche Süßwein aus Muscat St Vallier- und Alphonse Lavalle-Trauben wird mit einem gereiften Branntwein gespritet. Er passt hervorragend zu Tiramisu oder einem Dessert mit Kaffee- oder Schokoladenaromen. Es wird Zeit, den asiatischen Weinen eine Chance zu geben!”

Ihr erster Wein als Winzer ?

 “Mein erster Wein ist aus der Zusammenarbeit zwischen mir, meinem Freund Kenneth und Takashi Yokomachi, dem Winzer des Weinguts Vinoble Vineyard & Winery, das in Miyoshi in der Präfektur Hiroshima liegt, entstanden. Letztes Jahr habe ich bei der Weinlese und beim Rebschnitt geholfen, und wir haben für den Jahrgang 2023 900 Flaschen Sauvignon Blanc und 300 Flaschen Chardonnay produziert. Die offizielle Markteinführung wird 2024 stattfinden. Ich habe festgestellt, dass mir diese Arbeit sehr viel Spaß macht. Ich bin gerne in der Natur und empfinde einen tiefen Respekt gegenüber der Natur. Ich fühle mich einfach wohl und im Einklang mit mir selbst, wenn ich in den Weinbergen bin. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, würde ich sehr gerne als Vollzeitwinzer arbeiten, vielleicht sogar eine kleine Weinbar eröffnen, um meine Freunde und Gäste zu bewirten. Wer weiß?”