[ PORTRAIT ]

Autor, Rapper & Sommelier // USA

Begegnung mit Jermaine Stone, Autor, Rapper & Sommelier in den USA

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Begegnung mit Jermaine Stone

"Ich habe eine neue Kultur, einen neuen Lifestyle zum Thema Wein geschaffen."

Jermaine Stone hat sich zu einer einflussreichen und ernstzunehmenden Größe in der Weinbranche entwickelt. Nach ersten Schritten in der Weinindustrie, speziell im Bereich Weinauktionen, hat Stone seine beiden Leidenschaften - Wein und Hip Hop - in einer Reihe von renommierten Projekten zusammengeführt, darunter preisgekrönte Fernsehserien, Pop-up-Events und ein eigener Podcast, The Original Wine & Hip Hop Show. In unserem Exklusivinterview erfahren Sie mehr über Jermaines Werdegang und darüber, wie es mit dieser Branchenlegende weitergeht.

Porträtserie bekannter oder weniger bekannter Weinliebhaber; Sie sind Künstler, Schriftsteller, Abenteurer, Köche, Sommeliers, Konditoren, ... und erzählen uns von ihrer innigen Beziehung zum Wein.
Unterschrift EuroCave

Erzählen Sie uns etwas über Ihren Background.

JERMAINE STONE

Ich wurde in der Bronx, in New York, geboren und bin dort auch aufgewachsen. Ursprünglich wollte ich Rapper werden. Als ich sechs war, fing ich an, die Texte anderer Künstler aufzuschreiben und sie an meine Freunde in der Schule zu verkaufen, und als ich zwölf war, schrieb ich schon meine eigenen Rap-Songs. In der High School habe ich alles gemacht, von Radiointerviews bei Hot 97 über XM Radio bis hin zu Auftritten bei BET, wo ich mit verschiedenen Rappern zusammentraf. Als Teenager habe ich sogar im Keller von LL Cool J gerappt! Nach meinem Abschluss der Highschool verbrachte ich viel zu viel Zeit auf der Straße, da ich ja in der Hip-Hop-Szene unterwegs war. Freunde, mit denen ich rappte, kamen auf die schiefe Bahn - Leute wurden eingesperrt, die Dinge wurden real.

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Wie sind Sie zum Wein gekommen?

JERMAINE STONE

„Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages in die Weinindustrie einsteigen würde, ich wusste damals noch nicht einmal, dass es eine Weinindustrie gibt! Meine Eltern meinten zu mir: „Du kannst gerne rappen, aber du brauchst auch einen Plan B und musst wenigstens auf die Uni gehen“. Also schrieb ich mich ein, hatte aber nicht die Absicht, ernsthaft zu studieren. Um meinen Lebensunterhalt während des Studiums zu finanzieren, belegte ich Abendkurse und arbeitete tagsüber in Vollzeit als Versandmitarbeiter bei Zachy's Wine Auctions, wo ich die Komplexität und die Finessen der Weinwelt kennenlernte. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich mich nicht mit dem Straßenleben herumschlagen musste, sondern einfach – Just for fun - rappen konnte. So beschloss ich, mich auf das Weingeschäft zu konzentrieren. Ich habe buchstäblich auf der untersten Sprosse der Leiter angefangen und auf der höchsten Ebene, die ich in dem Unternehmen erreichen konnte, aufgehört. Als ich Zachy's verließ, war ich Weinauktionator und Auktionsleiter.

Zitat

Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages in die Weinindustrie einsteigen würde, ich wusste damals noch nicht einmal, dass es eine Weinindustrie gibt!

Begegnung mit Jermaine Stone, Autor, Rapper & Sommelier in den USA
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Was kam als Nächstes?

JERMAINE STONE

Nachdem ich den Weinauktionen den Rücken gekehrt hatte, begann ich als unabhängiger Berater. Außerdem startete ich einen Podcast mit dem Namen The Original Wine & Hip Hop, in dem ich die beiden Interessen, die mir am Herzen liegen, zusammenführen, etwas Besonderes machen und meine Hauptklientel erreichen konnte. Zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2017 wussten die Leute noch nicht, dass all diese Sammler supercool waren und dass jeder Hip-Hop und die Hip-Hop-Kultur mag. Die Hip-Hop-Kultur hat die amerikanische Kultur stark geprägt und prägt sie immer noch. Mir wurde klar, dass viele meiner Freunde Hunderttausende von Dollar für Flaschen in Nachtclubs ausgaben, aber keine 50 Dollar für eine Flasche im Laden hinblättern würden. Um meinen Kundenstamm zu erweitern, der vornämlich aus Besuchern von Weinauktionen bestand, musste ich eine neue Kultur zum Thema Wein schaffen. Ich wusste, dass ich einen Vorteil hatte und den Hip-Hop nutzen konnte, da ich mich in der Szene bereits gut auskannte.

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Erzählen Sie uns mehr über den Podcast The Original Wine & Hip Hop Show. 

JERMAINE STONE

In jeder Folge setze ich mich mit Influencern aus der Wein- oder Hip-Hop-Szene zusammen und bitte sie, einen Song oder einen Wein auszuwählen, der ihnen besonders am Herzen liegt. Ich kümmere mich um das Pairing, damit wir ein zwangloses, ungekünsteltes Gespräch über Wein und Musik führen können Es gibt immer noch Leute, die sagen: „Ich kenne mich mit Hip-Hop nicht aus“ oder „Ich kenne mich mit Wein nicht aus“. Dann sage ich immer: „Das ist in Ordnung, du redest über das Thema, mit dem du dich auskennst, und ich kümmere mich um den Rest“. Darum geht es in der Sendung. Ich habe immer noch viele Freunde in der Hip-Hop-Szene, die später Multi-Platin-Produzenten, Radiomoderatoren und Rapper wurden, und ich hatte auch viele Freunde, die Winzer, Vertriebshändler und Leute aus der Weinbranche waren, so dass alles zusammen genommen einen Sinn ergab. Mir wurde klar, dass ich durch die Verbindung beider Gruppen einen neuen Lifestyle zum Thema Wein schaffen könnte.

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Sie haben auch andere Möglichkeiten gefunden, um Wein und Hip-Hop zusammenzubringen.

JERMAINE STONE

Bei der Sendung Street Somm, die im Fernsehen läuft, treffe ich verschiedene Feinschmecker in der jeweiligen Stadt, die auf dem Programm steht, und werde auf eine kulinarische Reise durch die Stadt geführt. Diese Sendung hat mein Bewusstsein für die Verbindung zwischen Wein und Menschen erst so richtig geschürt, und dass man durch das Essen viel über die Kultur einer Stadt erfahren kann - schließlich muss jeder Mensch essen! Mit Street Somm wollte ich die Art und Weise ändern, wie die Menschen an Wein herangehen und über ihn denken. Deshalb kreiere ich in jeder Folge ein dynamisches, unkonventionelles Food & Wine Pairing - eine unkonventionelle Kombination von einem unkonventionellen Sommelier, wenn man so will. So habe ich in einer Folge den Prisoner red blend mit einem scharf gewürzten Brathähnchen kombiniert. Scharf gewürzte Speisen werden in der Regel nicht mit Wein kombiniert, vor allem nicht mit Rotwein, aber ganz ehrlich gesagt war diese Kombination mein bevorzugtes Food-Pairing aus der gesamten Serie.

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Wie hat sich die Branche Ihrer Meinung nach in den letzten zwanzig Jahren verändert?

JERMAINE STONE

Der Ruf nach Vielfalt ist etwas lauter geworden und das Verständnis für die Notwendigkeit von Vielfalt ist gewachsen, auch wenn man noch nicht so recht weiß, wie diese Vielfalt bewerkstelligt werden kann. Die Leute verstehen die Notwendigkeit, aber sie wissen nicht wirklich, wie sie es anstellen sollen, und das ist einer der Gründe, warum ich meine ganz eigene Richtung einschlage. Das Motto, nach dem ich lebe, lautet: Ich kann Dinge besser zeigen als erzählen. Als ich mit Content anfing, verdiente ich keinen einzigen Dollar - ich wollte den Menschen zeigen, wie der Wandel aussehen könnte, und dann kam Bewegung in die Sache und es wird noch viel mehr passieren. Es gibt Unternehmen, die sich verändern wollen, und es gibt Weintrinker, die neugierig sind, und dank der Neugierde wird die Weinindustrie letztendlich neue Wege finden.

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In welchen Bereichen könnte sich die Branche Ihrer Meinung nach noch verbessern?

 

JERMAINE STONE

Die Branche sollte sich selbst nicht zu ernst nehmen! Die Weinindustrie insgesamt muss aufhören zu reden und endlich mehr zuhören. Wir können nicht darauf beharren, wie etwas schmecken soll. Es ist entscheidend, sich kulturell anzupassen und den Wein an die Menschen und die Kultur anzupassen. Die Spirituosenindustrie macht das schon seit Jahren! Wein und Hip-Hop sind meine beiden großen Leidenschaften, und die Spirituosenindustrie setzt seit Jahrzehnten Spirituosen in Musikvideos ein und profitiert davon. Die Weinindustrie tut das nicht, sie nutzt das gesellige, ausgelassene Element nicht für ihre Zwecke. Mach dich auf den Weg zur Kultur, warte nicht darauf, dass die Kultur zu dir kommt, das meine ich damit, wenn ich sage, dass du dich weniger ernst nehmen solltest. Zum Beispiel setzen viele Weingüter immer noch auf die gleichen alten Methoden, um bekannt zu werden: Sie veranstalten Abendessen, lassen einen Winzer reden und erzählen dir, wie der Wein schmeckt. Der Durchschnittsbürger kann vier Flaschen Wein nicht auseinanderhalten. Ich vergleiche das mit den jüngsten Hits von Kendrick Lamar. 98 % der Leute, die sich den Song anhören, verstehen die komplexen Metaphern gar nicht, die darin vorkommen, sie mögen einfach die Platte, und so kann es bei Wein auch sein.

Begegnung mit Jermaine Stone, Autor, Rapper & Sommelier in den USA
Zitat

Die Weinindustrie insgesamt muss aufhören zu reden und endlich mehr zuhören.

Artikel - Vicki Denig

Vicki Denig lebt als Wein- und Reisejournalistin zwischen Paris und New York. Ihre Karriere in der Weinbranche begann bei Sud de France Développement in Manhattan, gefolgt von einer Position als Weinberaterin/Einkäuferin bei Quality House Wines. Seit 2017 arbeitet Vicki hauptberuflich im Bereich Content Creation und als freiberufliche Journalistin. Ihre Arbeiten erscheinen regelmäßig in den Magazinen Decanter, Food & Wine, Wine-Searcher, Wine Enthusiast und vielen anderen. Sie ist zertifizierte Weinspezialistin - Certified Specialist of Wine.

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