[ PORTRÄT ]
Künstler // Schweden
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Begegnung mit Petter Alexis Askergren
"Ich entdecke Wein wie ich Musik entdecke, es geht dabei vor allem um eine Signatur und einen Stil."
Ende der 90er Jahre macht sich Petter Alexis Askergren in der Hip-Hop-Szene einen Namen. Seitdem begnügt er sich nicht mehr damit, einer der erfolgreichsten schwedischen Musiker zu sein.
Sein vielseitiges Interesse macht der Tausendsassa zu seinem größten Vorteil, und wenn Peter nicht gerade in seinem eigenen Restaurant arbeitet, malt er, stellt aus, schreibt Bücher, nimmt eine neue Folge seines Podcasts auf oder kümmert sich um den Import italienischer Weine.
Denn der Wein verbindet wie ein roter Faden alle seine Leidenschaften miteinander. Wir haben ihn getroffen, um Genaueres zu erfahren und an seiner Seite zu entdecken, warum der Nebbiolo so besonders ist.
Wie würden Sie nach Ihren Anfängen als Rapper Ihre Karriere heute beschreiben?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Mein Alltag dreht sich heute um meine drei Leidenschaften: Musik, Wein und Kunst. Es ist ein Privileg, an Dingen arbeiten zu dürfen, die so viel Spaß machen! Wenn ich ein Baum wäre, wäre die Musik der Stamm, daraus würde ein Ast mit Budbreak, meiner Importgesellschaft für italienische Weine, sprießen, ein weiterer Ast mit meinen Weinen unter der Marke „P.Lex“, noch ein anderer Ast mit meinem Restaurant Granen im Skiort Åre, und noch ein weiterer Ast mit meinen Bilderausstellungen. Heute bleibe ich erst einmal im Musikstudio, danach gehe ich mit einigen Sommeliers hier in Stockholm essen, und morgen – wer weiß das schon!
Wie hat sich der Wein einen Platz in Ihrem Leben erobert?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Wein wurde schon bei uns zu Hause getrunken, daher habe ich Wein immer schon geliebt und auch probiert. Wein habe ich auch auf Tourneen getrunken, statt Spirituosen! Vor knapp zehn Jahren habe ich beschlossen, mich für einen Sommelier-Kurs anzumelden. Damals war es noch ungewöhnlich, dass Privatleute so eine Ausbildung absolvieren, aber ich hatte bereits die Idee, in der Weinbranche zu arbeiten - schließlich kann man nichts verkaufen, was man nicht versteht!
Seit meinem ersten Nebbiolo bin ich ein Tannin-Junkie!
Was war das größte Aha-Erlebnis während dieser Ausbildung?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Ich erinnere mich besonders an eine Blindverkostung mit Weinen aus dem Piemont. Ich wusste rein gar nichts über Wein, konnte aber trotzdem diese Herbheit spüren. Der erste Schluck war ein richtiger Schock: „Wow, was ist das denn?“. Es war ein Nebbiolo und ich war auf Anhieb begeistert. Seitdem bin ich ein Tannin-Junkie.
Seit dieser Begegnung sind Sie also ein eingefleischter Fan der Rebsorte Nebbiolo! Was macht den Nebbiolo so besonders?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Zunächst einmal sein exzellentes Alterungspotenzial. Viele Leute sagen, dass der Pinot Noir der König unter den Rebsorten ist, aber für mich steht der Nebbiolo über allen anderen Rebsorten. Trotzdem ist der Pinot natürlich eine ausgezeichnete Rebsorte, ebenso wie der Nerello Mascalese (eine Rebsorte aus Sizilien, Anm. d. Red.), der eine Kreuzung aus Pinot und Nebbiolo ist. Diese drei Rebsorten verkörpern die Resistenz, die ich am Wein schätze. Von diesen Weinen aus dem Piemont aus der Nebibiolo-Traube trinke ich wahrscheinlich mehr Barbaresco als Barolo. Ich mag auch die Weine aus dem kühleren Klima des Napa Valley. Vor allem Angela Osborne produziert dort im Santa Ynez Valley wirklich interessante Weine. Diese neue Generation von Winzern und Winzerinnen wagt sich an Dinge heran, die einfach mehr Spaß machen!
Und welchen Blick haben Sie abgesehen von Ihren geschmacklichen Vorlieben ganz allgemein auf Wein?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Man könnte die verschiedenen Weine in „Schubladen“ stecken: traditionelle, biologische, natürliche Weine usw. Doch ausschlaggebend ist, dass der Wein auf die richtige Weise hergestellt wird. Dann ist es am Ende wie mit der Musik - ist das Lied gut oder nicht? Ich habe viele Trends kommen und gehen sehen, und es ist schon traurig, wenn Wein aus Affektiertheit getrunken wird, nur um sein Image aufzublasen. Heute geht der Trend in der Weinbranche zu kühleren Klimazonen und einem leichteren Stil. Die Frage ist jedoch: Wie weit kann man gehen? Will man wirklich einen Barolo, der einem Pinot ähnelt?
Um mich an die Weine zu erinnern, die ich probiere, male und schreibe ich viel.
Sehen Sie eine Verbindung zwischen Ihren verschiedenen Aktivitäten?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Auf jeden Fall. Um mich an die Weine zu erinnern, die ich probiere, male und schreibe ich viel. Und dann ist die Musikindustrie der Weinindustrie extrem ähnlich, wenn man die Strukturen vergleicht: Der Winzer ist der Künstler! Ich entdecke Wein wie ich Musik entdecke: Sie haben zum Beispiel das Piemont mit seinen Rebsorten und Sie haben das Plattenlabel Def Jam mit der Hip-Hop-Band Public Enemy oder Stax mit dem Soulsänger Isaac Hayes ... Es dreht sich immer um eine Signatur, einen Musikstil, der sich in den neuen Künstlern und Produzenten dieses Kalibers wiederfindet.
Sie waren einer der ersten, der sein Weinlabel in Schweden kreiert und mehrere Cuvées unter Vertrag genommen hat. Erzählen Sie uns davon.
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Wir haben die Marke „P.Lex" 2013 gegründet, als ich mein 15-jähriges Künstlerjubiläum feiern wollte und nach einem „festlichen“ Wein gesucht habe. Champagner erschien mir nicht die richtige Wahl, da ich eher eine persönliche Verbindung zu Prosecco habe. Mein Vater ist Architekt, deshalb habe ich viel Zeit in Venedig verbracht, wo viel Prosecco hergestellt wird, und obendrein liebte meine Mutter diesen Schaumwein! Damals konnte man in Schweden fünf oder sechs Proseccos kaufen, von denen der eine süßer war als der andere. Wir haben uns für das Gegenteil entschieden - wir haben versucht, einen Prosecco herzustellen, der extrem „brut“, trocken ist und eine „absolute“ Erfahrung darstellt. Wir haben auch eine alkoholfreie Alternative im Programm, die gut funktioniert! Neben unseren Proseccos haben wir unser Sortiment auch um einige norditalienische Weine (Barbera, Pinot Grigio, Langhe Bianco, Langhe Nebbiolo) sowie zwei Weine aus Portugal, einen Alentejo-Rotwein und einen Porto, erweitert.
Welche Weine kann man in Ihrem Weinkeller finden?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Weißen Burgunder, insbesondere Meursault, mein absoluter Favorit. Allerdings dürfen diese Cuvées nicht zu lange gelagert werden, nicht länger als zehn Jahre. Ansonsten muss ich eine eklatante Leere bei Champagner zugeben, dafür aber eine Fülle an Nebbiolo - die Hälfte davon ist für den sofortigen Verbrauch bestimmt, die andere Hälfte lasse ich altern. Danach kommen die Weine aus dem Napa Valley und aus Bordeaux, bei denen meine Grundregel lautet: warten. Es gibt wirklich viele außergewöhnliche Weine, aber ein großer Bordeaux nach 20 Jahren Alterung ist einfach umwerfend! Dann begebe ich mich auf kleine Abenteuer. Ich habe kürzlich einfache Weine vom Weingut Fontanafredda (Piemont) vom Jahrgang 2010 gekauft. Diese Weine sind heute schier unglaublich. Man kann also nie wissen!
Sie moderieren gemeinsam mit dem Journalisten Alf Tumble einen der größten Weinpodcasts in Schweden. Welches Ziel verfolgen Sie?
PETTER ALEXIS ASKERGREN
Alf hatte bereits einen Podcast laufen, als wir zusammen unser erstes Buch über Wein schrieben. Und wir teilen die gleiche Philosophie. Also ging unser gemeinsamer Podcast an den Start, den wir seitdem ununterbrochen fortführen. Wir sind mittlerweile bei etwa 150 Episoden angekommen! Dieser Podcast ist aber wahrscheinlich der unrentabelste Podcast in Schweden (Lachen). Wir haben keine Werbung, wir machen den Podcast aus reinem Vergnügen. Meistens diskutieren wir beide einfach über Wein, und manchmal interviewen wir verschiedene Fachleute aus der Branche. Wir stellen uns vor, dass Sie als Weinliebhaber im Auto mit Freunden, die nicht so bewandert sind, unseren Ausführungen lauschen können. Unser Publikum beläuft sich auf 7000 bis 12 000 Zuhörer, das sind viele weinbegeisterte Menschen!
Artikel - Lena Särnholm
Sie ist seit ihrer Jugend Journalistin. Sie begann als Nachrichtenreporterin und landete bei der Reitsportzeitschrift Ridsport, wo sie mehr als 20 Jahre lang als Redakteurin tätig ist. Dann gewannt ihr Interesse für Wein die Oberhand. Lena Särnholm hat im Restaurant der Schwedischen Akademie eine Ausbildung zur Sommelière gemacht und arbeitet freiberuflich in den Bereichen Wein und Pferdesport. Sie schreibt hauptsächlich für das Weinkulturmagazin Törst, für Star Wine List und In Vino und arbeitet in Teilzeit in einer Weinbar in Stockholm, um auf dem Laufenden zu bleiben. Außerdem hat sie an acht Weinlesen teilgenommen, hauptsächlich in der Loire-Region. Sie ist die schwedische Botschafterin für PIWI International.
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